Vorstadtverein Nürnberg-Mögeldorf
Die Eingemeindung Mögeldorfs am 1. Januar 1899 nach Nürnberg brachte es mit sich, dass das ehemalige Dorf eine stärkere Beachtung seiner Interessen und Bedürfnisse beim Magistrat der Stadt Nürnberg erwartete. Wie bei anderen neuen Stadtteilen, bildete sich auch in Mögeldorf ein Vorortverein. Er wurde am 17. Januar 1901 gegründet. Unter alten Vereinspolizeiakten findet sich am folgenden Tag der Vermerk, dass sich ein neuer politischer Verein gegründet habe, der „Vorstadtverein Nürnberg-Mögeldorf .“ Als 1. Vorsitzender ist Maurermeister Andreas Munkert eingetragen, als Vereinslokal die Restauration zum Volksgarten (später Wienerwald, heute Osteria).

In den Vereinspolizeiakten finden sich auch die Statuten des Vereins.
§ 1:“ Der Zweck des Vereins ist die Wahrung und Förderung der gemeindlichen Interessen des Vorstadt – Bezirks Nürnberg – Mögeldorf“.
Interessant ist § 2: „Jeder unbescholtene, selbstständige Mann kann Mitglied des Vereins werden.“ Das bedeutet, dass Frauen der Beitritt verwehrt war. Beim Begriff „selbstständigen“ war man nicht so kleinlich. Unter den Mitgliedern waren durchaus Leute, die in angestelltem Verhältnis arbeiteten.
Die Mitgliederzahl wuchs. Im Jahr 1910 waren es 165 Mitlieder, damals 1. Vorsitzender der Fabrikant Laux. Seinem Zweck entsprechend richtete der Verein die Wünsche der neuen Vorstadt an den Magistrat. Es ging neben kleineren Anliegen um Straßenbeleuchtung und Wegverbesserungen.

DER EBENSEE-STEG ENTSTEHT 1908

Das dringlichste Anliegen des Vereins war der Bau der Straßenbahn nach Mögeldorf. Seit 1900 kämpften die Mögeldorfer um die Anbindung nach Nürnberg. Die Stadt verhielt sich sehr zögerlich, weil die Ostbahn schon seit 1859 Mögeldorf mit Nürnberg verband. Doch die Mögeldorfer ließen nicht locker. Gerade noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war es so weit. Am 14.Juli 1914 fuhr die Linie 17 von Muggenhof nach Mögeldorf, allerdings nur bis zur Bahnunterführung an der Schmausenbuckstraße.


MÖGELDORFER HAUPTSTR. 50, LEBENSMITTEL HORMES, 1944 ABGEBRANNT - HORMES ALS FEUERWEHRER
Im Jahr 1908 gab es Unstimmigkeiten mit der „Vereinigung der Vorortvereine“. Der Vorstadtverein Mögeldorf trat aus der Vereinigung aus, weil die Interessen der einzelnen Vorortvereine sich widersprächen, weil die Interessen der Altstadt immer im Vordergrund ständen und weil Politik und Steuerprojekte in die Versammlung hineingezogen würden.
Von da an bis 1922 sind keine weiteren Aktivitäten bekannt. 1926 wurde der Verein in einer Generalversammlung von 23 Mitgliedern wieder belebt. Der Kassenbericht entfiel, weil die vorhandenen Gelder der Inflation zu Opfer gefallen waren. Man versammelte sich jeden ersten Dienstag im Monat in der Guthmannschen Wirtschaft (heute Mögeldorfer Plärrer, Deutsche Bank). Vorstand war der Spezereihändler Johann Hormes.
Erst wieder 1934 findet sich ein Vermerk über den Vorstadtverein. Vom 17. Juli liegt ein Schreiben der Polizeidirektion Nürnberg-Fürth an die Schutzmannsabteilung XIX vor wegen einer Erhebung über den Vorstadtverein. Der 1. Vorsitzende, Drechslermeister Daniel Meinecke, wird ersucht, Mitgliederverzeichnisse, Satzungen und Berichte über Festlichkeiten für die Akten der Polizeidirektion zu überlassen.
Eine neue Zeit hat begonnen. Die Nationalsozialisten kontrollieren die Vereine und verlangen genaue Einblicke in die Vereinsführung. Das Polizeirevier 10 vermerkt am 30.Juli 1938 über den Vorortverein: Der Termin der letzten Wahl konnte nicht angegeben werden. Der Verein steht angeblich vor der Auflösung. Die Geheime Staatspolizei bestätigt diesen Vermerk. Unterzeichnet und mit Stempel versehen:

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