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Jahresfahrten

Jahresfahrt des Bürger- und Geschichtsvereins Mögeldorf am 19. September 2009

 

Wieder vom Wetter verwöhnt startete unsere Reisegruppe zur traditionellen Geschichtsfahrt zur Jahresausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte diesmal unter dem Motto Wiederaufbau und Wirtschaftswunder in Würzburg. Nach einem etwas unkoordinierten Einlassverfahren durch die Ausstellungsleitung waren unsere beiden Gruppenführer aber bestens für uns präpariert. Die Ausstellung war die bestbesuchte Ausstellung des Hauses der Bayer. Geschichte, was nicht zuletzt daran lag, dass auch die meisten unserer Reiseteilnehmer Bestandteil dieser Geschichtsepoche und somit Zeitzeugen waren.

Im Rahmen einer Sammelaktion „Von Trümmernot zu Petticoat“ brachten Würzburger Bürger ihre Schätze in die Residenz und überließen sie den Ausstellungsmachern. Ziel der Ausstellung war es, die Geschichte der Betroffenen zu erzählen und realistisch nachzubilden.

Nach der Darstellung der unfassbaren Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 und dem sich anschließenden Einmarsch der Amerikaner gehen die Würzburger an den Wiederaufbau.

Ein Zeitzeuge: „Aus der Hofstraße jagt eine glühende Schlange auf den Platz. Pfeilschnell schießt ein Funkenstrom, der fast bis an die Hüfte reicht, über den Boden, getrieben von rasendem Wind. Als er ein wenig nachlässt, wage ich, den Fuß in den Feuerstrom zu setzen. Ich habe das Gefühl, als träte ich in reißendes Wasser, so stößt und zerrt der Sturm den Körper. Ich wanke und drohe umzufallen.“

Danach erlebten wir die Zeit des Wiederaufbaus. Von den Trümmerfrauen und den Carepaketen bis zum Nierentisch und dem Petticoat, von den Entbehrungen der Nachkriegszeit bis zum neuen Wohlstand der fünfziger Jahre, von der Politik bis zur Alltagskultur spannt sich der Bogen. Viele konnten eigene Erinnerungen wiederbeleben. Ein schöner Nebeneffekt war, dass wir zugleich die Faszination der Würzburger Residenz als Hauptwerk des süddeutschen Barock und außerdem eines der bedeutendsten Schlösser Europas besichtigen konnten. Die UNESCO nahm sie bereits 1981 – als drittes Bauwerk in Deutschland – in die Liste der zum Welterbe gehörenden Objekte auf. Erbaut wurde sie 1720 – 1744 nach Plänen Balthasar Neumanns. Das einzigartige Treppenhaus – eine einzige, freitragende Muldenkonstruktion - offenbart das Genie Neumanns, der damals gleichwohl noch am Anfang seiner Karriere stand. Bei der Ausstattung wirkte eine große Zahl hervorragender Künstler mit, darunter der Stuckateur Antonio Bossi und der bedeutendste Freskenmaler der Zeit, der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo, der im Treppenhaus das größte zusammenhängende Fresko der Welt schuf. Neumann standen Lucas von Hildebrandt aus Wien und Maximilian von Welsch aus Mainz zur Seite.

Nach dem Mittagessen im Würzburger Hofbräukeller besichtigten wir die Festung Marienberg. Bereits in keltischer Zeit befanden sich hier eine Fliehburg und ein heidnischer Kultplatz. Nach der Völkerwanderung kamen im 6. Jahrhundert die Franken. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurde die Marienkirche, die älteste Kirche aus dem Jahr 704, errichtet. Um 1200 wurde eine Burganlage mit Bergfried und tiefem Brunnen erbaut. Von 1253 bis 1719 war die Festung Marienberg die Residenz der Würzburger Fürstbischöfe.

Danach ging es mit dem Schiff nach Veitshöchheim. Der Rokoko-Lustgarten von Veitshöchheim gehört zu den prachtvollsten Gärten Deutschlands. Mehr als 300 Steinfiguren, die entlang schöner Alleen und Beete, in Lauben und in kleinen Seen stehen, machen den Park zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk. Der blütenreiche Garten entfaltete für uns Besucher in der Abendsonne seine schönsten Farben.

Auf dem Rückweg gab es dann in Abtswind noch einen frischen Schoppen Frankenwein. Nach soviel Kultur und Kunst mehr als verdient. Und wem der Schoppen geschmeckt hat: Bei Maria Kredel im Frankenwein-Centrum in der Mögeldorfer Hauptstraße kann man ihn noch nachkaufen.

 Für die wie immer außerordentlich perfekt vorbereitete Reise danke ich Frau Stadträtin Hölldobler-Schäfer sehr herzlich.


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Letzte Änderung: 12.07.2016