Sehr geehrter Herr Köhler,
im Oktober fand ich in meinem Briefkasten die aktuelle Ausgabe von
„Unser Mögeldorf“ vor, in dem sich ein Bericht mit Abbildung zu
unserer Neuerwerbung „Bildnis Bartholomäus Viatis“ befindet. Vielen
Dank, dass Sie diesem sehr schönen Gemälde so breiten Raum
eingeräumt haben.
Mittlerweile haben wir durch weitere Forschungen neue Erkenntnisse
zu diesem Gemälde ermitteln können und ich würde mich freuen, wenn
Sie diese Ihren Vereinsmitgliedern noch mitteilen könnten.
Das Gemälde wurde in der Zwischenzeit aufwändig gereinigt,
anschließend konnten mehrere Schichten von alten Firnissen entfernt
werden, so dass sich der Gesamteindruck des Gemäldes im Vergleich zu
der Abbildung in Ihrem Heft deutlich geändert hat. Im Bereich des
Gesichtes und der Hände ist das Inkarnat nun wesentlich frischer und
detaillierter, die Blutadern und weitere Einzelheiten der Hände sind
nun deutlich zu erkennen. Die weißen Spitzen am Kragen und an den
Ärmelaufschlägen leuchten noch deutlicher hervor. Die feine
Haarstruktur des wertvollen Pelzes und die Verzierungen an den
Kanten sind nun als mit feinstem Pinsel ausgeführt zu erkennen.
Insgesamt wirkt das Gemälde dadurch noch prunkvoller und
künstlerisch wertvoll, als man es bereits vor der Restaurierung
erahnt hat.
Jetzt sieht man auch, dass sich Bartholomäus Viatis in einem
geschlossenen Raum mit dunkler Holzvertäfelung aufhält. Der Nagel,
an dem das Wappen hängt und der im neckischen Trompe-l‘œil-Effekt
ausgeführt wurde, ist jetzt überhaupt erst als solcher zu erkennen.
Weitere Details des Wappenringes an der linken Hand sind nun
entzifferbar.
Ganz wichtig ist aber, dass wir bei der Firnisabnahme links oben
unterhalb des Wappens verborgen unter mehreren Schichten Firnis eine
äußerst schwer erkennbare Signatur gefunden haben. Sie ist mit sehr
dunkler, fast schwarzer Farbe auf sehr dunklem Grund ausgeführt und
nur die Tatsache, dass die Schrift einen anderen Glanz aufweist,
lässt die Inschrift erkennen.
Der Text der Signatur lautet: „Johan[n]es Creutzfelder Nornberg
Pinxit“. Dies ist nach aktuellem Wissensstand der erste nachweisbare
Beleg einer ausgeführten Signatur von Johann Kreutzfelder.
Johann Kreutzfelder wird bei Georg Kaspar Nagler und in der
aktuellen Literatur als Monogrammist mit den Initialen „JC“ geführt.
Auch diese Monogramme (manchmal verbunden mit einer Jahreszahl) sind
sehr schwer zu erkennen, da auch diese sehr dunkel auf dunklem Grund
ausgeführt wurden.
Eine gesicherte Zuschreibung eines Kunstwerkes zu einem Künstler
steigert natürlich dessen Wert ernorm. Und das Wissen, dass es sich
hier tatsächlich um ein Gemälde von Johann Kreutzfelder handelt, ist
für die weitere Einschätzung des Gemäldes sehr wichtig.
Angesichts der Bedeutung Bartholomäus Viatis‘ als einer der
erfolgreichsten Kaufleute um 1600 in Süddeutschland und seinem
entscheidenden Beitrag, den er zur Einführung des Banco Publico in
Nürnberg geleistet hat, haben wir uns dazu entschlossen, das Gemälde
nicht in der Nähe des „Schönen Zimmers“ des Pellerhauses im
Stadtmuseum Fembohaus auszustellen, - wie Sie in Ihrem Bericht
schreiben – sondern wir präsentieren das Gemälde inm dritten Stock
des Stadtmuseums Fembohaus in Zusammenhang mit „Fernhandel“ und
„Nürnberger Münzwesen“.
Anbei habe ich Ihnen auch ein aktuelles Foto des nun neu erstrahlten
Gemäldes beigefügt und würde mich freuen, wenn Sie Gelegenheit
fänden, sich dieses herrliche Meisterwerk Nürnberger Malerkunst
direkt vor Ort im Stadtmuseum Fembohaus anzusehen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ursula Kubach-Reutter, M.A.
Leiterin der Gemälde- und Skulpturensammlung
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