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1827 Öl auf HolzGemälde- und Skulpturensammlung, zurzeit ausgestellt im Stadtmuseum Fembohaus, Nürnberg
Johann Adam Klein (1792-1875), |
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Beginnen möchte ich mit einem Gemälde von Johann Adam Klein, der von
1792 bis 1875 lebte und seine frühen künstlerischen Schaffensjahre
in Nürnberg verbrachte. Bereits in jungen Jahren verfasste er einen
Art Lebensbericht, aus dem hervorgeht, dass ihm sein damaliger
Zeichenlehrer Ambrosius Gabler empfahl, die Gegend um Nürnberg zu
Fuß zu erwandern und diese Wanderungen zeichnerisch festzuhalten.
Aus dieser Zeit sind einige sehr schöne Zeichnungen aus der Umgebung
von Nürnberg überliefert. Erst später in seinem künstlerischen Leben
fing Klein mit der Malerei mit Ölfarben an. Hierzu zog er des
Öfteren seine Zeichnungen aus seiner Jugendzeit als Vorlage hinzu.
So auch für sein Gemälde „Heimziehende Viehherde vor Mögeldorf“ aus
dem Jahr 1827 (Abb.1), für das er sicherlich auf seine Zeichnung „Mögeldorf
von Nordwesten“ aus dem Jahr 1810 zurückgriff (Abb.3). Zu dieser
Zeit war Johann Adam Klein erst 18 Jahre alt!
Vor einer weiten Landschaft sieht man eine vielgestaltige Gruppe von
Rindern und Ziegen. Im mittleren Bildraum rechts leicht im Dunklen
kann man einen kleinen Ort unschwer als Mögeldorf erkennen (Abb.2).
Obwohl dieses Gemälde bereits mehrfach publiziert wurde, wurde es
bisher im Wesentlich auf zwei Aspekte hin näher beleuchtet: Zum
einen auf seinen malerischen Gehalt hin und zum anderen wurde die
Viehherde im Vordergrund genauer untersucht.
Diesmal soll aber die Silhouette Mögeldorfs im Hintergrund näher
beachtet werden.
Obwohl das Gemälde von 1827 stammt, stellt es den Zustand des Ortes
von vor 1810 dar, da wir aus dieser Zeit die genannte Zeichnung von
Johann Adam Klein besitzen, die den Bereich um Mögeldorf in fast
gleicher Weise wiedergibt und als Vorlage gedient haben muss. Dies
ist der klassische Blick auf das Dorf Mögeldorf, wenn man um 1800
von Nürnberg nach Mögeldorf kam, stellte doch die Furt über der
Pegnitz unterhalb des Kirchenbergs damals eine der zwei Hauptzugänge
zum Ort dar. Das kleine Dorf Mögeldorf wird fast geteilt wiedergegeben. Deutlich erkennbar die erhöhte Ebene, mit dem „Kirchenberg“. Seitlich davon und etwas tiefer gelegen gegen Westen der alte Dorfkern, vor dem deutlich eine kleine Brücke – fast nur ein Steg – die Pegnitz quert. In der Zeichnung von 1810 erkennt man diesen Steg noch deutlicher. Ein Mann steht am Steg. In der unteren Gebäudegruppe dürfen wir die jetzige Satzinger Mühle vermuten.
Qualmende Schornsteine zeugen von reger Emsigkeit der Dorfbewohner.
Die hohen Giebel der Häuser, die vielen Fenster, die sauberen
Straßen und die üppig grünenden Gärten zeugen von einem gewissen
Wohlstand der Bewohner. Die Pegnitzaue hoch zu der heimziehenden
Viehherde steht ein Hirte in aller Ruhe umringt von seiner friedlich
weidenden Schafherde in deutlichem Kontrast zu der bewegt
dargestellten Viehherde im Vordergrund.
Da wir den Kirchenberg von Nordwesten aus sehen, erkennen wir links
und damit östlich von der durch keine Bäume verdeckten Kirche St.
Nikolaus und St. Ulrich einige Gebäude vom ehemaligen Kornbauernhof.
Rechts von der Kirche sehen wir den Gebäudekomplex des
Hallerschlosses. Innerhalb der Mauer, die diesen Bezirk einfasst,
müssen wir den alten Friedhof vermuten. Auffallend ist der freie
Blick über die Pegnitzaue auf Mögeldorf, der weder durch Bäume noch
durch andere Konstruktionen gestört wird. Dadurch wirkt der
Kirchenberg in seiner architektonischen Anlage noch imposanter und
beeindruckender als heute.
Am fernen Horizont sehen wir rechts die Anhöhe des Schmausenbucks
und fast in der Mitte des Bildes den Moritzberg. Tief in der davor
ausgebreiteten Weite des Pegnitzgrundes können wir Unterbürg
erkennen. Auch hier zeugen qualmende Schornsteine vom geschäftigen
Treiben der Bewohner. Darüber ganz schwach angedeutet einige Häuser,
die man wohl dem heutigen Laufamholz zuordnen kann.
Da das Gemälde mit Ölfarbe auf Holz gemalt wurde, können wir davon
ausgehen, dass der Maler das Bild im Atelier gefertigt hat, denn
angesichts der komplizierten Technik, die man für ein Holzgemälde
anwenden muss, ist es kaum vorstellbar, dass er im Freien gemalt
hat.
Für wen Johann Adam Klein das Gemälde anfertigte, ist nicht bekannt.
Man wird den Auftraggeber aber wohl in einem Nürnberger Bürger
vermuten dürfen. Das kleine Dorf Mögeldorf war Anfang des 19.
Jahrhunderts zur Hochblüte der Romantik ein beliebtes Ausflugsziel
für die nahe gelegene Stadt und so kann man sich das kleine Gemälde
gut vorstellen als eine Erinnerung an einen schönen Aufenthalt in
Mögeldorf.
Das Gemälde hängt dauerhaft im Stadtmuseum Fembohaus in Nürnberg.
Hier kann man zurzeit bis zum 20. November 2011 die sehenswerte
Ausstellung „Sehnsucht Nürnberg. Die Entdeckung der Stadt als
Reiseziel in der Frühromantik“ sehen mit weiteren sehr schönen
Kunstwerken zum Thema. |
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Dr.
Ursula Kubach-Reutte
Leiterin der Gemälde- und
Skulpturensammlung der Stadt
Nürnberg | Letzte Änderung: 27.06.2019 | |