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Samstag, 20. September 2014. Es ist wieder einmal so weit ... Eine große Schar von Mögeldorfer Bürgerinnen und Bürgern macht sich in alt bewährter Tradition auf den Weg, um eine Bayerische Landesausstellung zu besuchen. Dieses Mal galt unser Ziel Regensburg, die Stadt an der Donau, die Stadt des immerwährenden Reichstages. Und das war auch unser Ziel. Pünktlich – wie immer – starteten wir von der Lechnerstraße aus Richtung Donau. Es sollte ein schöner, aber auch anstrengender Tag werden.

 

Zunächst besichtigten wir den immerwährenden Reichstag. Dieser war von 1663 bis 1806 die Bezeichnung für die Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich. Zuvor tagte der Reichstag in verschiedenen Städten in unregelmäßigen Abständen, ab 1594 wurde er nur noch im Reichssaal des Regensburger Rathauses abgehalten. Und genau diesen Saal besichtigten wir. Man erklärte uns genau, wo die Vertreter der Reichsstände, aber auch die der freien Reichsstädte Platz genommen hatten.

 

Ein wie sich herausstellte doch ziemlich langer Weg führte uns dann ins Minoritenkloster, wo wir in drei Gruppen Führungen durch die Ausstellung bekamen.

 

Das Minoritenkloster St. Salvator geht auf den „Orden der Minderen Brüder“ zurück, der 1221 nach seiner Gründung durch Franz von Assisi nach Regensburg kam. Der Orden fand in den bayrischen Herzögen und wohlhabenden Regensburger Bürgern Unterstützer. Architektonisch gilt die hochgotische Basilika als größte Franziskanerkirche Süddeutschlands. Farbdekorationen und Wandmalereien entstanden erst am Ende des 15. Jahrhunderts. Seit 1810 – im Zuge der Säkularisation – dient der Bau auch profanen Veranstaltungen.

 

Der Titel der Ausstellung „Wir sind Kaiser“ weist schon auf den Aufstieg des Bayernherzogs Ludwig zum deutschen König und schließlich zum römischen Kaiser hin. So macht auch das Sinnbild des Kaisers – ein Adler, der allen Widerständen trotzt und gleichsam furchtlos in die Höhe steigt – Sinn. In der Ausstellung durchschreitet der Besucher auf fünf Ebenen den Werdegang dieses bedeutsamen Mannes. Im Folgenden soll in knappen Zügen auf die Inhalte der einzelnen Stationen eingegangen werden.

 

Im ersten Bereich erfährt man etwas über die Herkunft und Kindheit Ludwigs. 1382 oder 1386 – so genau weiß man das nicht – wurde Ludwig als jüngster Sohn des oberbayerischen Herzogs Ludwig des Strengen und der habsburgischen Prinzessin Mechthild geboren. 1294 starb der Vater und Ludwig muss bis 1302 unter der Vormundschaft des älteren Bruders leben. Er und sein Bruder Rudolf regieren in Oberbayern und der Rheinpfalz. Ludwig, der Jüngere von beiden, sieht sich benachteiligt und versucht dies mit einem Anspruch auf Niederbayern zu kompensieren. Hier hat er aber die Habsburger als Gegner, die er in der Schlacht von Gammelsdorf 1513 besiegt. Mit diesem glänzenden Sieg über die Österreicher betritt Ludwig die Bühne der europäischen Geschichte.

 

Der zweite Bereich widmet sich dem Kampf um die deutsche Königswürde, da sich 1314 die Kurfürsten nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. So wurden der Habsburger Friedrich der Schöne und Ludwig  zu erbitterten Gegnern – beide wurden im Jahre 1314 zu Königen gewählt. In der Schlacht bei Mühldorf 1322 kann sich Ludwig durchsetzen. Um aber das Land insgesamt zu befrieden bilden sie 1325 ein Doppelkönigtum. Als Friedrich 1330 stirbt, bleibt Ludwig alleiniger König.

 

Im dritten Teil der Ausstellung wird die Rolle des Papstes beleuchtet. Der in Avignon residierende Papst Johannes XXII. erkennt die Königswahl Ludwigs nicht an, im Jahre 1324 exkommuniziert er sogar Ludwig und seine Anhänger. Ludwig wehrt sich, indem er die Ansprüche des Papsttums bestreitet – er reist 1327 nach Rom und lässt sich dort zum Kaiser krönen. Den Bann des Papstes behält er aber bis zum Lebensende.

 

Wir sind Kaiser"! – so titelt die vierte Ebene der Ausstellung. Dieser Titel ist auf die Haltung der Reichsfürsten zu beziehen, die den päpstlichen Einfluss auf die Königswahl zurückweisen. Kaiser Ludwig hatte mit seiner Politik mittels geschriebener Gesetze für Frieden und Recht zu sorgen Erfolg.

 

Der letzte Teil widmet sich dem Niedergang Ludwigs. Obwohl er sich immer wieder bemühte, blieb der Kirchenbann bestehen. Da er auch eine rigorose Familienpolitik zugunsten der Wittelsbacher betrieb, werden die Kurfürsten unruhig. Daher wählen sie 1346 einen Gegenkönig – den Luxemburger Karl von Mähren, den späteren Kaiser Karl IV. Der Entscheidungskampf bleibt Ludwig erspart: Er stirbt im Jahre 1347 bei einem Jagdausflug.

 

Ludwig wurde in der Münchener Frauenkirche beerdigt – seine Stiftungen – u. a. Kloster Ettal sind mit hochrangigen Kunstwerken ausgestattet. Seine Gegner sahen in seinem plötzlichen Tod einen Beweis für die ewige Verdammnis des immer noch unter Kirchenbann stehenden Herrschers.

 

Nach dem Tode Ludwigs erkannten die Wittelsbacher Karl IV als Kaiser an. Die Wittelsbacher Hausmacht wurde geteilt, man kann sagen zerschlagen.

 

Welch ein Leben! Ludwig der Bayer ist nicht umsonst ein historisch viel beschriebener Monarch. Nach so viel Historie kam eine Pause sehr gelegen.

 

Endlich eine Stärkung in dem Restaurant „Bischofshof“. Von Pfiffern über saures Lüngerl hin zum knusprigen Schweinebrüs-terl war alles geboten und es hat auch allen geschmeckt. Danach war Zeit, um den zweiten Teil der Ausstellung in St. Ulrich am Dom anzusehen. Der Film war wirklich sehr unterhaltsam, brachte aber auch einige gute Informationen über das Leben im Mittelalter.

 

Zum Glück aller wurden wir vom Bus abgeholt und zu unserem letzten Besichtigungstermin gefahren: Schloss Emmeran, der Wohnsitz der Familie Thurn und Taxis. Wer kennt sie nicht – Fürstin Gloria. In ihren „wilden“ Zeiten saß sie mit einer Punkfrisur auf dem Sofa von Thomas Gottschalk in seiner Sendung „Wetten, dass ...“. Ihr Mann, der 34 Jahre ältere Fürst Albert ertrug die Eskapaden seiner jungen Frau mit wahrhaft fürstlicher Haltung. Als er 64jährig starb, stand Fürstin Gloria mit drei Kindern vor der Aufgabe, das Haus – eine Unternehmung – weiterzuführen. Und sie lernte schnell. Von der punkigen Fürstin hin zur weltgewandten Managerin. Sie trennte sich von Unnützem und brachte viele Ideen, wie man zu Geld kommen könnte, denn der Erhalt dieses riesigen Schlosskomplexes verschlingt Unsummen. So gibt es alljährlich im Sommer Festspiele und in der Adventszeit einen schönen Weihnachtsmarkt. Während des Jahres haben die Bürger Gelegenheit Teile des Schlosses zu besichtigen. Und genau das machten wir auch. Wiederum in geteilten Gruppen sahen wir Empfangsräume, in denen auch schon die Bundeskanzlerin weilte, aber auch einen Thronraum, da der Fürst zu Thurn und Taxis das Recht besaß, den abwesenden Kaiser bei den Reichstagen zu vertreten.

 

Nach diesem Ausflug in die Welt der Schönen und Reichen hatten wir noch Zeit in Regensburg einen Schoppen zu trinken. Einige machten dies an der Donau, weil dort ein Weinfest stattfand, andere saßen gegenüber vom Dom und genossen die abendliche Stimmung.

 

Unser Weg nach Hause war von einer wunderschönen Abendstimmung am Himmel begleitet und wir kamen gesund, glücklich, aber auch ziemlich geschafft vom vielen Laufen und Stehen, aber voller Eindrücke wieder in Mögeldorf an.

 

Unser Dank gilt Frau Friedman, die alles bestens geplant hat und dem ersten Vorsitzenden des Bürger- und Geschichtsvereins, Herrn Köhler, der uns durch Regensburg „dirigierte“.

 

Im nächsten Jahr fahren wir nach Ingolstadt. Dort wird sich die Bayerische Landesausstellung dem Thema „Napoleon und Bayern“ widmen. Also denn – Sie sind alle herzlich eingeladen, uns zu begleiten ....

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Text: Ute Köhler - Bilder: Edith Link

Letzte Änderung: 18.01.2015