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Jahresfahrt zur Landesausstellung „Von Kaisers Gnaden!

500 Jahre Fürstentum Pfalz-Neuburg“

nach Neuburg an der Donau am Samstag, 17. September 2005

500 Jahre Fürstentum Pfalz-Neuburg“ nach Neuburg an der Donau am Samstag, 17. September 200

 

Jahresfahrt zur Landesausstellung „Von Kaisers Gnaden!
500 Jahre Fürstentum Pfalz-Neuburg“ nach Neuburg an der Donau am Samstag, 17. September 2005


Um 08:15 Uhr setzte sich der Bus mit 42 Mögeldorfer Bürgerinnen und Bürgern mit Ziel Neuburg an der Donau in Bewegung. Der Vorsitzende des Mögeldorfer Bürger- und Geschichtsverein, Herr Köhler, begrüßte alle Teilnehmer der Fahrt sehr herzlich und stellte in einer kurzen Zusammenfassung den Hintergrund dieser Landesausstellung vor.

Die Zeit vor 500 Jahren – für die freie Reichstadt Nürnberg die sog. „Dürerzeit“ – war geprägt von Angst und Schrecken: vor Kriegsgefahren, vor Pestheimsuchungen – kurz gesagt vom Tod. Im Jahre 1505, genauer am 30. Juli dieses Jahres, setzte Kaiser Maximilian I. mit dem „Kölner Spruch“ dem Landshuter Erbfolgekrieg ein Ende und ordnete das Wittelsbacher Herrschaftsgebiet neu. Ein Großteil des Besitzes des letzten Herzogs von Bayern-Landshut, Georgs des Reichen, kam durch diesen Spruch an Albrecht IV. von Oberbayern. Damit wurde die jahrhunderte lange Teilung des wittelsbachischen Territoriums in Bayern weitgehend überwunden, aber nicht völlig, denn Maxmilian schuf für die Enkel Georgs des Reichen auch ein neues Fürstentum. Die Ausstellung dokumentiert, wie Georg der Reiche zum Auslöser dieses folgenschweren Krieges wird, weil er – selbst ohne männlichen Nachkommen - eigenmächtig einen Erben einsetzt.

In Neuburg angekommen ging die Gruppe sofort zum Renaissanceschloss, wo wir schon von drei sachkundigen Führern erwartet wurden. Die kleinen Gruppen waren für das Verfolgen der Informationen sehr vorteilhaft. Mit der Führung wurde in dem Südflügel des Schlosses, dessen Anlage auf Ottheinrich zurückgeht, begonnen. Die Wittelsbacher treten quasi im Jahre 1180 in die Geschichte ein – der Ort Wittelsbach im Herzogtum Bayern führt zur Namensgebung.

Im nächsten Abschnitt der Ausstellung geht es um die genealogische Blutlinie der Wittelsbacher – die Abstammung wird immer sehr deutlich dokumentiert. 1392 gab es vier Herzogtümer: Ingolstadt, Straubing, Landshut und München. Diesen vier Herzogtümern wurde ein weiterer Teil der Ausstellung gewidmet. So war Landshut ein sehr reiches Herzogtum, dessen Reichtum auf hohe Einnahmen durch Salzsteuer, durch moderne Buchhaltung, durch die Silbermine in Rattenberg (Tirol) sowie auf viel Grundbesitz zurückzuführen ist. Die „Landshuter Hochzeit“ zwischen Georg dem Reichen und der Polin Hedwig wurde dementsprechend prunkvoll gefeiert. Die Feierlichkeiten sollen über 6000 Gulden gekostet haben. Hedwig und Georg hatten fünf Kindern, drei Söhne, die alle starben und zwei Töchter. Und hier setzt nun der Konflikt ein: Georg der Reiche setzt sich über die Erbschaftsregelungen hinweg und bestimmt seinen späteren Schwiegersohn Pfalzgraf Ruprecht als seinen Erben. Elisabeth und ihr Mann Ruprecht sterben an Malaria bzw. Cholera und hinterlassen zwei Söhne Ottheinrich und Phillip.

   

Die Führung setzt sich im Nordflügel fort, im sog. Rittersaal, der eine prachtvolle Innenausstattung aufweist. Beeindruckend die Kassettendecke und Wandtäfelung – eine durch Augsburger Handwerker gefertigte Arbeit. In diesem Ausstellungsraum geht es um den bereits erwähnten „Kölner Spruch“ Kaiser Maximilians.

Ottheinrichs Leitspruch „Mit der Zeit“ steht im nächsten Raum im Mittelpunkt. Zwei sehr große Wandteppiche zeigen Ottheinrich und seine Frau. Ottheinrich war auch ein Verfechter der Reformation und führte in seinem Fürstentum 1543 die evangelische Religion ein. Bei all seinen Ausgaben für Hofhaltung und Förderung u. a. einer Bibliothek ging Ottheinrich im Jahre 1544 Bankrott. Er musste ins Exil, u. a. auch deshalb, weil er Hilfe der Fugger ablehnte, um die evangelische Grundhaltung in seinem Land beizubehalten.

Ottheinrich kehrte zurück und wurde wieder in seine Ämter eingesetzt. An dieser Stelle befasst sich die Ausstellung mit der Frau Ottheinrichs: Fürstin Susanne. 1502 geboren wurde sie im Jahre 1518 mit dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Ansbach verheiratet, mit dem sie fünf Kinder hatte. Nach dem Tod ihres Mannes vermählte sie sich im Jahre 1529 mit Ottheinrich – diese Ehe blieb kinderlos. Als sie 1543 starb, war ihr letzter Wille in der Münchner Frauenkirche beigesetzt zu werden. In den weiteren Teilen der Ausstellung wurde Ottheinrich als Förderer der Buchkunst – er baute die Bibliotheka palatina in Heidelberg aus –, als interessierter Zeitgenosse an Horoskopen ließ er sich eine Planetenuhr bauen und er unterstützte Paracelsus. Als Ottheinrich 1544 aus dem Exil kam, wurde ihm die Pfälzer Kurwürde angetragen. Im Jahre 1559 starb er in Heidelberg. Sein Grabmal wurde bei der Zerstörung des Heidelberger Schlosses vernichtet.

Der Bruder Ottheinrichs – Phillip der Streitbare – starb 45-jährig ebenfalls in Heidelberg. „Nichts unversucht lassen“ – das war sein Leitspruch. Aber weder sein mutiger Einsatz an der Seite der Habsburger gegen die Türken vor Wien noch sein Werben um eine Braut fanden Erfolg. So starb er einsam und traurig…

Am Ende der Ausstellung wurde noch ein Ausblick auf die Zeit nach Ottheinrich und Phillip gegeben. Die Regentschaft verlagerte sich von Neuburg nach Düsseldorf. Nach 300 Jahren wurde das Fürstentum zusammen mit der Pfalz unter einer einzigen Herrschaft der Wittelsbacher vereinigt.

Nach einer mittäglichen Stärkung in der Gastwirtschaft „Blaue Traube“ und anschließender Zeit zur freien Verfügung (einige besuchten den Keramikmarkt oder schlenderten durch den schönen Ort) traf man sich zu einer Stadtführung. Diese begann auf dem Karlsplatz, der von wunderschönen Bürgerhäusern, wie z. B. dem Thurn & Taxis-Haus, eingerahmt wird. Der Marienbrunnen dominiert den Platz, dahinter das Rathaus und die Hofkirche. In dieser findet man neben sehr schönen Stuckarbeiten auch wertvolle Bilder des Malers Rubens, die heute in einer Ausstellung im Schloss zu sehen sind. Das Hauptaltarbild allerdings findet sich im Original in der Alten Pinakothek in München. In der einen Gruft der Kirche liegen sieben Wittelsbacher, in der anderen die Jesuiten, die die Kirchentätigkeit stark bestimmten. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Provinzialbibliothek. Diese wurde in den Jahren 1731/32 nach Plänen von Mauret de Löwen für die Bürgerkongregation erbaut. Im Jahre 1803 wurde die barocke Bibliotheksempore aus Kaisheim eingebaut. Die Bibliothek war ursprünglich ein Betsaal und wurde von dem Neuburger Künstler Hans Abel künstlerisch ausgestaltet. Erst im Jahre 1983/84 wurden die übermalten Fresken wieder freigelegt. Seit 1803 wird der Raum als Bibliothek genutzt. Die Innenausstattung ist aus sieben heimischen Hölzern gestaltet, u. a. Nussbaum und Kirschbaum. 15.000 Bücher, die vor dem Jahre 1800 gedruckt wurden, sind hier beheimatet, aber auch Inkunabeln, d. h. Bücher, die vor dem Jahre 1500 gedruckt wurden, sind zu finden. Die Bücher, die sich u. a. mit den Themen Medizin und Rechtsprechung befassen, sind grundsätzlich alle ausleihbar, d. h. als Präsenzbibliothek im Lesesaal einzusehen. Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts fanden hier auch die Neuburger Barockkonzerte statt.

   

Den Abschluss des Stadtrundgangs bildete der Besuch der Schlosskapelle. Hier war u. a. ein Bild von Andreas Osiander, dem Nürnberger Reformator, der von Fürst Ottheinrich nach Neuburg als Unterstützung der Abfassung des „Neuburger Religionsmandats“ geholt wurde. Die Schlosskapelle ist mit ihrem Gründungsdatum 1543 das älteste evangelische Gotteshaus Deutschlands. Das Deckengemälde, das von dem Künstler Boxberger ausgeführt wurde, zeigt die perspektivistische Malerei nördlich der Alpen. Nach der Rekatholisierung wurde alles übermalt, erst im Jahre 1917 bzw. 1934 wieder freigelegt. Im Jahre 1954 waren die Renovierungsarbeiten abgeschlossen.

Danach machte sich die Reisegruppe wieder auf Richtung Bus – Ziel Kloster Weltenburg. Bei Zwetschgenkuchen und Kaffe oder einem guten Weltenburger samt Vesper ließ man den Reisetag ausklingen. In der Kirche probten Solisten, ein Chor und ein Musikensemble sehr eindrucksvoll für ein Konzert.  Danach wurde es allerdings nochmals kurzfristig spannend. Der Abfahrtstermin für das Schiff kam für einige Reiseteilnehmer doch schneller als gedacht. Der Geduld des Schiffspersonals ist es zu verdanken, dass wir alle – wirklich alle – in Kelheim unseren Bus wieder besteigen konnten. Herr Stein – unser Busfahrer – brachte uns sicher und glücklich nach Hause. Um 19:45 Uhr kamen wir wieder in Mögeldorf an. Es war ein schöner und vom Wetter her gesehen angenehmer Tag, der uns eine interessante Ausstellung, aber auch eine reizende Stadt zeigte.

Im nächsten Jahr findet die Jahresausstellung in Nürnberg statt. Der Bürger- und Geschichtsverein wird hier eine Führung für interessierte Bürger organisieren, hat sich aber auch vorgenommen, eine Jahresfahrt zu einem anderen historisch attraktiven Ziel anzubieten.

Abschließend noch eine Bitte: Dieses Jahr hatten sich 50 Teilnehmer angemeldet – acht blieben ohne Erklärung fern. Für die Vorbestellungen – Bus, Plätze in den Gaststätten und Anmeldung bei den diversen Führungen – muss der Vereinsvorstand aber verbindliche Angaben machen. Bitte teilen Sie der Vorstandschaft doch mit, dass Sie nicht teilnehmen können.    

 
 Ute Köhler | Letzte Änderung: 22.07.2016