Um
08:15 Uhr setzte sich der Bus mit 42 Mögeldorfer Bürgerinnen und Bürgern mit
Ziel Neuburg an der Donau in Bewegung. Der Vorsitzende des Mögeldorfer Bürger-
und Geschichtsverein, Herr Köhler, begrüßte alle Teilnehmer der Fahrt sehr
herzlich und stellte in einer kurzen Zusammenfassung den Hintergrund dieser
Landesausstellung vor.
Die Zeit vor 500 Jahren –
für die freie Reichstadt Nürnberg die sog. „Dürerzeit“ – war geprägt von Angst
und Schrecken: vor Kriegsgefahren, vor Pestheimsuchungen – kurz gesagt vom Tod.
Im Jahre 1505, genauer am 30. Juli dieses Jahres, setzte Kaiser Maximilian I.
mit dem „Kölner Spruch“ dem Landshuter Erbfolgekrieg ein Ende und ordnete das
Wittelsbacher Herrschaftsgebiet neu. Ein Großteil des Besitzes des letzten
Herzogs von Bayern-Landshut, Georgs des Reichen, kam durch diesen Spruch an
Albrecht IV. von Oberbayern. Damit wurde die jahrhunderte lange Teilung des
wittelsbachischen Territoriums in Bayern weitgehend überwunden, aber nicht
völlig, denn Maxmilian schuf für die Enkel Georgs des Reichen auch ein neues
Fürstentum. Die Ausstellung dokumentiert, wie Georg der Reiche zum Auslöser
dieses folgenschweren Krieges wird, weil er – selbst ohne männlichen Nachkommen
- eigenmächtig einen Erben einsetzt.
In
Neuburg angekommen ging die Gruppe sofort zum Renaissanceschloss, wo wir schon
von drei sachkundigen Führern erwartet wurden. Die kleinen Gruppen waren für das
Verfolgen der Informationen sehr vorteilhaft. Mit der Führung wurde in dem
Südflügel des Schlosses, dessen Anlage auf Ottheinrich zurückgeht, begonnen. Die
Wittelsbacher treten quasi im Jahre 1180 in die Geschichte ein – der Ort
Wittelsbach im Herzogtum Bayern führt zur Namensgebung.
Im nächsten Abschnitt der
Ausstellung geht es um die genealogische Blutlinie der Wittelsbacher – die
Abstammung wird immer sehr deutlich dokumentiert. 1392 gab es vier Herzogtümer:
Ingolstadt, Straubing, Landshut und München. Diesen vier Herzogtümern wurde ein
weiterer Teil der Ausstellung gewidmet. So war Landshut ein sehr reiches
Herzogtum, dessen Reichtum auf hohe Einnahmen durch Salzsteuer, durch moderne
Buchhaltung, durch die Silbermine in Rattenberg (Tirol) sowie auf viel
Grundbesitz zurückzuführen ist. Die „Landshuter Hochzeit“ zwischen Georg dem
Reichen und der Polin Hedwig wurde dementsprechend prunkvoll gefeiert. Die
Feierlichkeiten sollen über 6000 Gulden gekostet haben. Hedwig und Georg hatten
fünf Kindern, drei Söhne, die alle starben und zwei Töchter. Und hier setzt nun
der Konflikt ein: Georg der Reiche setzt sich über die Erbschaftsregelungen
hinweg und bestimmt seinen späteren Schwiegersohn Pfalzgraf Ruprecht als seinen
Erben. Elisabeth und ihr Mann Ruprecht sterben an Malaria bzw. Cholera und
hinterlassen zwei Söhne Ottheinrich und Phillip.
Die Führung setzt sich im
Nordflügel fort, im sog. Rittersaal, der eine prachtvolle Innenausstattung
aufweist. Beeindruckend die Kassettendecke und Wandtäfelung – eine durch
Augsburger Handwerker gefertigte Arbeit. In diesem Ausstellungsraum geht es um
den bereits erwähnten „Kölner Spruch“ Kaiser Maximilians.
Ottheinrichs Leitspruch
„Mit der Zeit“ steht im nächsten Raum im Mittelpunkt. Zwei sehr große
Wandteppiche zeigen Ottheinrich und seine Frau. Ottheinrich war auch ein
Verfechter der Reformation und führte in seinem Fürstentum 1543 die evangelische
Religion ein. Bei all seinen Ausgaben für Hofhaltung und Förderung u. a. einer
Bibliothek ging Ottheinrich im Jahre 1544 Bankrott. Er musste ins Exil, u. a.
auch deshalb, weil er Hilfe der Fugger ablehnte, um die evangelische
Grundhaltung in seinem Land beizubehalten.
Ottheinrich kehrte zurück
und wurde wieder in seine Ämter eingesetzt. An dieser Stelle befasst sich die
Ausstellung mit der Frau Ottheinrichs: Fürstin Susanne. 1502 geboren wurde sie
im Jahre 1518 mit dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Ansbach verheiratet,
mit dem sie fünf Kinder hatte. Nach dem Tod ihres Mannes vermählte sie sich im
Jahre 1529 mit Ottheinrich – diese Ehe blieb kinderlos. Als sie 1543 starb, war
ihr letzter Wille in der Münchner Frauenkirche beigesetzt zu werden. In den
weiteren Teilen der Ausstellung wurde Ottheinrich als Förderer der Buchkunst –
er baute die Bibliotheka palatina in Heidelberg aus –, als interessierter
Zeitgenosse an Horoskopen ließ er sich eine Planetenuhr bauen und er
unterstützte Paracelsus. Als Ottheinrich 1544 aus dem Exil kam, wurde ihm die
Pfälzer Kurwürde angetragen. Im Jahre 1559 starb er in Heidelberg. Sein Grabmal
wurde bei der Zerstörung des Heidelberger Schlosses vernichtet.
Der Bruder Ottheinrichs – Phillip der Streitbare – starb 45-jährig ebenfalls in
Heidelberg. „Nichts unversucht lassen“ – das war sein Leitspruch. Aber weder
sein mutiger Einsatz an der Seite der Habsburger gegen die Türken vor Wien noch
sein Werben um eine Braut fanden Erfolg. So starb er einsam und traurig…
Am Ende der Ausstellung
wurde noch ein Ausblick auf die Zeit nach Ottheinrich und Phillip gegeben. Die
Regentschaft verlagerte sich von Neuburg nach Düsseldorf. Nach 300 Jahren wurde
das Fürstentum zusammen mit der Pfalz unter einer einzigen Herrschaft der
Wittelsbacher vereinigt.
Nach einer mittäglichen
Stärkung in der Gastwirtschaft „Blaue Traube“ und anschließender Zeit zur freien
Verfügung (einige besuchten den Keramikmarkt oder schlenderten durch den schönen
Ort) traf man sich zu einer Stadtführung. Diese begann auf dem Karlsplatz, der
von wunderschönen Bürgerhäusern, wie z. B. dem Thurn & Taxis-Haus, eingerahmt
wird. Der Marienbrunnen dominiert den Platz, dahinter das Rathaus und die
Hofkirche. In dieser findet man neben sehr schönen Stuckarbeiten auch wertvolle
Bilder des Malers Rubens, die heute in einer Ausstellung im Schloss zu sehen
sind. Das Hauptaltarbild allerdings findet sich im Original in der Alten
Pinakothek in München. In der einen Gruft der Kirche liegen sieben Wittelsbacher,
in der anderen die Jesuiten, die die Kirchentätigkeit stark bestimmten. Ein
weiterer Höhepunkt war der Besuch der Provinzialbibliothek. Diese wurde in den
Jahren 1731/32 nach Plänen von Mauret de Löwen für die Bürgerkongregation
erbaut. Im Jahre 1803 wurde die barocke Bibliotheksempore aus Kaisheim
eingebaut. Die Bibliothek war ursprünglich ein Betsaal und wurde von dem
Neuburger Künstler Hans Abel künstlerisch ausgestaltet. Erst im Jahre 1983/84
wurden die übermalten Fresken wieder freigelegt. Seit 1803 wird der Raum als
Bibliothek genutzt. Die Innenausstattung ist aus sieben heimischen Hölzern
gestaltet, u. a. Nussbaum und Kirschbaum. 15.000 Bücher, die vor dem Jahre 1800
gedruckt wurden, sind hier beheimatet, aber auch Inkunabeln, d. h. Bücher, die
vor dem Jahre 1500 gedruckt wurden, sind zu finden. Die Bücher, die sich u. a.
mit den Themen Medizin und Rechtsprechung befassen, sind grundsätzlich alle
ausleihbar, d. h. als Präsenzbibliothek im Lesesaal einzusehen. Bis in die 70er
Jahre des letzten Jahrhunderts fanden hier auch die Neuburger Barockkonzerte
statt.
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Den Abschluss des
Stadtrundgangs bildete der Besuch der Schlosskapelle. Hier war u. a. ein Bild
von Andreas Osiander, dem Nürnberger Reformator, der von Fürst Ottheinrich nach
Neuburg als Unterstützung der Abfassung des „Neuburger Religionsmandats“ geholt
wurde. Die Schlosskapelle ist mit ihrem Gründungsdatum 1543 das älteste
evangelische Gotteshaus Deutschlands. Das Deckengemälde, das von dem Künstler
Boxberger ausgeführt wurde, zeigt die perspektivistische Malerei nördlich der
Alpen. Nach der Rekatholisierung wurde alles übermalt, erst im Jahre 1917 bzw.
1934 wieder freigelegt. Im Jahre 1954 waren die Renovierungsarbeiten
abgeschlossen.
Danach machte sich die
Reisegruppe wieder auf Richtung Bus – Ziel Kloster Weltenburg. Bei
Zwetschgenkuchen und Kaffe oder einem guten Weltenburger samt Vesper ließ man
den Reisetag ausklingen. In der Kirche probten Solisten, ein Chor und ein
Musikensemble sehr eindrucksvoll für ein Konzert. Danach wurde es allerdings
nochmals kurzfristig spannend. Der Abfahrtstermin für das Schiff kam für einige
Reiseteilnehmer doch schneller als gedacht. Der Geduld des Schiffspersonals ist
es zu verdanken, dass wir alle – wirklich alle – in Kelheim unseren Bus wieder
besteigen konnten. Herr Stein – unser Busfahrer – brachte uns sicher und
glücklich nach Hause. Um 19:45 Uhr kamen wir wieder in Mögeldorf an. Es war ein
schöner und vom Wetter her gesehen angenehmer Tag, der uns eine interessante
Ausstellung, aber auch eine reizende Stadt zeigte.
Im nächsten Jahr findet
die Jahresausstellung in Nürnberg statt. Der Bürger- und Geschichtsverein wird
hier eine Führung für interessierte Bürger organisieren, hat sich aber auch
vorgenommen, eine Jahresfahrt zu einem anderen historisch attraktiven Ziel
anzubieten.
Abschließend noch eine
Bitte: Dieses Jahr hatten sich 50 Teilnehmer angemeldet – acht blieben ohne
Erklärung fern. Für die Vorbestellungen – Bus, Plätze in den Gaststätten und
Anmeldung bei den diversen Führungen – muss der Vereinsvorstand aber
verbindliche Angaben machen. Bitte teilen Sie der Vorstandschaft doch mit, dass
Sie nicht teilnehmen können.
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